Ein Gastbeitrag von Dieter Makowski
So angenehm mild mich Montpellier am Vorabend begrüßt hatte, so mediterran, soll heißen sonnig und warm mit ganztägig blauem Himmel ging es auf meiner Rundfahrt heute weiter. In meinem Tourenplan waren gut 170 km Reisestrecke vorgesehen, natürlich in feriengemäßen Häppchen dosiert.
Von Montpellier nach Palavas-les-Flots am Westrand der Camargue (10 km),
weiter bis Aigues-Mortes (25 km), nach Saintes-Maries-de-la-Mer (30 km) und dann via Nîmes (55 km) zum Tagesabschluss nach Avignon (50 km).
Mit 260.000 Einwohnern zählt Montpellier zu den größten Städten in Frankreichs Süden, ist als Universitätsstadt sehr jung und vermittelte mir einen überaus gepflegten, stilvollen Eindruck. Eine einladende Visitenkarte, zumal bei solchem Sonnenschein, gaben sowohl der große Hauptplatz an der Opera mit seinem Übergang zur Platanen gesäumten Esplanade, als auch die Aussichts- und Parkanlage am Triumphbogen Porte du Peyrou ab.
Am Place de la Comédie fielen mir die modernen und ansprechend gestalteten Straßenbahnzüge ins Auge, ähnlich das Stadtbild prägend wie bereits die Trambahnen in Bordeaux oder Nantes. Wenn man im Internet danach sucht, erfährt man von einer in Frankreichs Großstädten seit den 90er Jahren wiederbelebten Straßenbahnpolitik. Einst stillgelegte Linien und Systeme wurden und werden neueröffnet, in Montpellier seit dem Jahr 2000. Inzwischen verfügt die Stadt über ein Netz von 54 km Länge.
Meine Autoreise geht am Vormittag weiter in die Camargue und schon 10 km südlich von Montpellier erreiche ich mit dem Vorort-Strandstädtchen Palavas-les-Flots (ca. 6.100 Einwohner) das Mittelmeer und damit auch die Camargue. Wie die Bilder zeigen, könnte es Mai oder Juni sein. Mittags bekomme ich jedenfalls draußen in den kleinen Restaurants, die geöffnet haben, keinen Platz mehr mit Blick auf das Meer. „Pardon Monsieuer, mais tous c’est reservé!“ Ich fahre weiter Richtung Aigues-Mortes, um es dort nochmal mit einer warmen Stärkung in der Sonne zu probieren. Inzwischen ist es halb eins und 14°C im Schatten.
Bis Aigues-Mortes sind es von Palavas 25 km. Um bei den vielen auch an diesem Tag geplanten Zwischenhalts aber nicht endgültig (zumal für diesen Blog) in einen reinen Hinfahren-Klicken-weiter-Modus zu geraten und den Urlaub dann selbst erst daheim beim Fotogucken zu erleben, lasse ich heute bekannte Camargue-Ferienorte wie La Grande Motte oder Le-Grau-du-Roi, die unmittelbar am Wegesrand nach Aigues-Mortes liegen, einfach mal links liegen. Apropos liegen, bei meinem Weg in die Stadt Aigues-Mortes liegt doch tatsächlich an Bord seines Lastkahn-Hausbootes ein braungebrannter schnauzbärtiger Südfranzose (so denke ich mal) auf seinem Deck-Chair und lässt sich die „gefühlte“ Frühlingssonne auf den Bauch scheinen. Zum allerersten Mal seit Start meiner Rundreise verspüre ich in diesem Moment das Gefühl, hier könnte ich auch noch zwei, drei Tage länger bleiben…
Und in der Stadt bleibe ich prompt beim ersten kleinen Sonnenrestaurant mit freiem Platz hängen: Auf der Tageskarte lockt Plat du jour: L’Entrecôte TORO! Meins!
Das sehr reizvolle Städtchen Aigues-Mortes liegt im Departement Gard und gehört zur Region Laguedoc-Roussillon und hat 8.500 Einwohner. Weiter geht es ins 30 km entfernte Les Saintes-Maries-de-la-Mer, am Wegesrand immer wieder mit den für diese Region typischen tierischen Begleitern: Rosa Flamingos, weiße Pferde und – oft etwas entfernt – den schwarzen Stieren. Im Automusikprogramm habe ich mir die Gypsy Kings aufgelegt und bin es selbst allerbestens.
Auf dem 30km langen Weg von Aigues-Mortes nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer überquere ich nicht nur die für mich nicht sichtbare Grenze der Departements Gard (Aigues-Mortes) und Bouches-du-Rhône, sondern auch der Regionen Languedoc-Roussillon und Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Der Ferienort Saintes-Maries empfängt mich bereits weit voraus mit dem Blick auf die markant typische Kirche, mit inzwischen 16°C und vielen freien Parkplätzen zur Auswahl, selbst diese zumeist mit Meerblick. Hier haben wir als Familie mit unseren Mädels vor inzwischen 20 Jahren unsere ersten Camargue-Urlaube verlebt. Selbst unser damaliges, nennen wir es einmal Lieblingslokal, in dem die Kinder ihre ersten Muscheln probiert haben, war noch am Platze: Das L’Abrivado gegenüber der Arena – und damals noch viel wichtiger – gegenüber dem Karussell.
Von Saintes-Maries-de-la-Mer, wo ich mich kaum vom Meer trennen kann, da ich es auf meiner Tour de France privé hier zum letzten Mal sehen werde, steuere ich mein geplantes Tagesziel Avignon mit einem abendlichen Sidestep nach Nîmes an. Nîmes liegt wiederum im Departement Gard, ist dessen Hauptstadt und zählt etwa 145.000 Einwohner. Von Saintes-Maries mit seinen 2.500 Einwohnern, die sich in der Sommersaison durch Feriengäste verzigfachen, ist Nîmes 55 km entfernt. Und ohne jede Frage „römisch“ sehenswert: Die sehr gut erhaltene Arena und das wunderschöne Maison carrée.
Es ist längst schon dunkel, so das sich die Frage eines heutigen Abstechers zum Pont du Gard von selbst erledigt. Vielleicht kurz morgen? Denn nach Nîmes wartet mein Hotel in Avignon, direkt gegenüber der Stadtmauer und fußläufig zu Papstpalast und Rhône. Auch nicht ohne!