Während im heimischen Rheinland Karneval gefeiert wird, mache ich mich an diesem Rosenmontag früh auf den Weg, um die mit über 500 km längste Tagesetappe der gesamten Rundfahrt ohne Hektik zu bewältigen: Von Bordeaux geht es zunächst 65 km weiter bis nach Arcachon, weitere 180 km folgen Richtung Biarritz und nochmals etwa 250 km die Route Nationale N124 entlang nach Toulouse.
Um kurz nach 8 Uhr ist es in Bordeaux noch diesig und gerade mal 3°C. Meinen Fotos von Kathedrale, Universitätskomplex und der französischen Schule für Richter und Staatsanwälte sieht man das sicherlich auch an. Bordeaux gehört zum Departement Gironde und zur Region Aquitanien und hat rund 230.000 Einwohner, davon fast 70.000 Studenten. Die Stadt liegt an der Garonne und nahe der Dordogne, beide Flüsse zusammen bilden dann die Gironde, die in den Atlantik mündet.
Teil der Universität von Bordeaux
Bürgerhäuser in der Altstadt von Bordeaux, am Ende der Straße, die Nordfassade der Kathedrale
Bordeaux, Fakultät für Rechtswissenschaften
Der Turm Pey-Berland der Kathedrale Saint-André in Bordeaux
Zur Weiterfahrt nach Arcachon und der dort gelegenen höchsten Düne Europas sind es gut 65 km und bei meiner Ankunft sonnige 9°C. Die Düne ist 110 m hoch und 2,7 km lang. Der Blick von oben ist wahrlich einmalig und man denkt in einer anderen Welt zu sein. Sollte man nicht versäumen! Der Badeort Arcachon selbst ist etwa 12.000 Einwohner groß und selbst Mitte Februar einen Besuch am „Becken von Arcachon“ wert.
Blick landeinwärts von der Düne von Pilat
Oben auf der Düne von Pilat, im Hintergrund der Atlantik
Blick durch die Straßen von Arcachon
Teil der Strandpromenade von Arcachon
Blick auf den Strand von Arcachon
Kleine Fähre am Bootsanleger von Arcachon
Nicht zuletzt durch inzwischen erreichte 14°C Reise-Rekordtemperatur verwöhnt und seebadsüchtig, sollte auf A wie Arcachon nun noch B wie Biarritz folgen, knapp 200 km einkalkulierte Autobahndistanz entfernt und damit in Sichtweite zu Spanien. Doch diese Rechnung war ohne Petrus gemacht. Wie bereits Tage zuvor beim ausgefallenen Zwischenstopp La Baule goss es etwa 30 km vor Biarritz derart in Strömen und die Temperatur sackte auf 7°C, dass ich ohne weitere Umwege nun direkt das eh geplante Tagesfinale in Toulouse ansteuerte. 250 km Rest! In Toulouse warteten französische Freunde auf mich: Joëlle & Charlie …und das Restaurant Le Coq d’Or!
Der siebte Reisetag ist ein Sonntag der seinem Namen Ehre und schön Wetter macht. Es ist überwiegend heiter und meist sonnig, ganztägig so um die 10 – 12°C.
Heute führt die Route von Nantes über La Rochelle immer weiter nach Süden bis nach Bordeaux. Wäre es keine Autorundreise, hätte man gerade diesen westfranzösischen Reiseabschnitt bestens auf die Weinprobe stellen können, von den Muscadets der Loire bis zu den ebenso namhaften Bordeaux-(Ge-)Lagen.
Aber ich starte in Nantes an der Loire mit… Keksen! Denn hier ist auch die bekannte Keksmarke LU zuhause. Und wer diese Reise bereits von Beginn an mit begleitet hat, trifft in Nantes einen berühmten Franzosen wieder: Jules Verne, hier geboren 1828 und aufgewachsen, in Amiens lebte er später viele Jahre bis zu seinem Tode.
Nantes zählt heute rund 290.000 Einwohner, liegt im Département Loire-Atlantique, ist Hauptstadt der Region Pays de la Loire und hat als Residenz der Herzöge der Bretagne seine historische Bedeutung. Das gut erhaltene Château des ducs de Bretagne (Schloss der Herzöge der Bretagne) dominiert neben der Kathedrale die attraktive Innen- und Altstadt. Heute findet hier in Nantes jede ambitionierte Shopping-Queen alles, was die Kreditkarte hergibt.
Das Schloss der Herzöge der Bretagne in Nantes
Das Schloss ist umgeben von einem Graben und einer Mauer
Die Kathedrale Saint-Pierre et Saint-Paul in Nantes
Nantes, Firmensitz LU Kekse
Der Tour LU, der Turm der früheren Keksfabrik Lefèvre-Utile in Nantes
Detailansicht des Tour LU
Nantes, Kongresszentrum
Häuserfront im Zentrum von Nantes
Säule in der Nähe der Kathedrale von Nantes
Ein Teeladen in der Innenstadt von Nantes
Eine der zahllosen Shoppingmöglichkeiten in der Innenstadt von Nantes, am Sonntag natürlich gerade geschlossen
Weiteres Geschäft im Zentrum von Nantes
In der Innenstadt von Nantes, Apotheke und süße Backwaren
Von Nantes geht es weiter in das rund 145 km entfernte La Rochelle. Die protestantische Stadt La Rochelle wurde 1628 von Richelieus Truppen belagert. Ihre Befestigungsanlagen wurden im 13. Jahrhundert begonnen, das Bild der wehrhaften Türme rechts und links zur Einfahrt in den Vieux Port hat man, selbst wenn man noch nicht hier zu Gast war, gewiss schon gesehen.
Die Türme „Tour de la Chaîne“ und „Tour Saint-Nicolas“ an der Einfahrt zum alten Hafen von La Rochelle
Ein Boot durchquert die Hafeneinfahrt von La Rochelle
Teil des Hafens von La Rochelle
Kurze Pause in der Sonne am Hafen von La Rochelle
La Rochelle, Hafenpromenade
Fähre von La Rochelle zum Fort Boyard
Häuser am Hafen von La Rochelle
La Rochelle, Porte de la Grosse Horloge
La Rochelle gehört zum Département Charente-Maritim in der Region Poitou-Charentes und zählt gut 74.000 Bewohner. Ich wurde von Sonnenschein und gut gelaunten Sonntagsspaziergängern empfangen. Es fiel sehr schwer, alsbald weiter zu fahren. Einen Schiffsausflug zum Fort Boyard hätte ich eigentlich gerne wahrgenommen. Doch zum Schlusspunkt meiner siebten Sonn-Tagesreise lagen weitere 185 Autobahnkilometer vor mir: Nach Bordeaux an der Garonne.
Nachdem an meinem vierten Reisetag daheim in Köln Weiberfastnacht gefeiert worden war, der fünfte Tag ein Freitag, der 13. (ohne Missgeschicke) war, fand die sechste Reisetour am Valentinstag statt, für mich erstmals seit zig Jahren „getrennt“ von meiner lieben Frau Pia. Und um noch sentimentaler zu werden, ist anzumerken, dass ich einige markante Orte der heutigen Strecke bereits einmal vor gut 30 Jahren gemeinsam mit meinem inzwischen verstorbenen Vater bereist habe. Lang, lang ist es her. Jetzt geht es aber los durch die Bretagne.
Ausgangspunkt ist mein gestriger Zielort Quimper, im Departement Finistère gelegen, und mit 64.000 Einwohnern Hauptstadt der Cornouaille. Bretonisch heißt Quimper = Kemper und bedeutet Zusammenfluss, da sich hier die Flüsse Jet, Steïr und Odet treffen.
Die Kathedrale Saint Corentin in Quimper
Einer der Flüsse in Quimper
Café du Finistère im Zentrum von Quimper
Altes hübsches Gebäude in Quimper
Ich nenne die Stadt nach meinem eigenen Augenschein auch Hauptstadt der Crêpes, denn hier gibt es auf überschaubarem Areal so viele Crêperien wie in anderen Städten auf gleicher Fläche nicht einmal Parkplatzautomaten. Vom täglichen Crêperien-Casting aus Quimper habe ich ein paar Fotos geschossen. Ich zeige hier nur mal eine kleine Auswahl.
Crêperie au vieux Quimper
Quimper, Crêperie du Quartier
Quimper, Crêperie de la place au beurre
Noch zwei Crêperien in Quimper
Das Schild sagt denke ich alles, die älteste Crêperie am Place au beurre
Nur rund 30 km südwestlich von Quimper entfernt steht man (z. B.) in der Kleinstadt Penmarch bereits direkt am Meer. Man riecht es schon Kilometer weit vorher, und wenn man nicht das Autoradio zu laut eingeschaltet hat, und die Scheiben runterdreht, hört man die Möwen ohne Pause.
An der Atlantikküste in Penmarch
Der Leuchtturm d’Eckmühl in Penmarch
Blick auf das Meer, der Atlantik bei Penmarch
Weiter geht es entlang der bretonischen Küste Richtung Osten. Die Côte de Cornouaille und die Bucht von Concarneau bieten Landschafts- und Küstenbilder, da könnte man glatt zum Maler werden. Hier setzt man sich gerne einfach auf einen Felsen und guckt und guckt und guckt. Pleasure pur zum Inhalieren! Die gleichnamige Stadt Concarneau mit ihren fast 20.000 Einwohnern ist natürlich auch (eigentlich) mehr als nur einen Autostopp wert. Besonders sehenswert die im Meer vorgelagerte alte Ville Close. Und wer noch einmal Crêpe möchte… Concarneau verabschiedet mich mit heiteren 13°C und Sonnenschein. Erstmals seit Reisestart war das Thermometer überhaupt einmal nennenswert über 10°C hinaus gegangen.
Der Hafen von Concarneau
Concarneau, Ville Close
An diesem Valentinstag erlaube ich mir nun einen weiteren persönlichen Schlenker und fahre vom ja durchaus bekannten Concarneau nach Guidel ins Morbihan. Warum Guidel und was ist Guidel? Die Kleinstadt Guidel ist die Partnergemeinde meiner rheinischen Heimatstadt Pulheim! Guidel hat rund 10.000 Einwohner und ist nicht zuletzt mit seinen Segelmöglichkeiten für viele Pulheimer Schüler seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Ziel.
Das Zentrum von Guidel
Wer braucht da noch ein Navi? – Wegweiser in Guidel
Die Kirche von Guidel
Rund 60 km von Guidel und somit gut 100 km von Concarneau entfernt, findet sich mit den Alignements bei Carnac ein weiteres Top-Highlight der gesamten Frankreichtour: Die Steinreihen, Menhire und Dolmen, zu mehr als 1000 ausgerichtet aufgebaut. Sie sind ein einmaliges kulturhistorisches Denkmal und jeden (Um-)Weg wert!
Steinreihen bei Carnac
Megalithe bei Carnac
Steinansammlung bei Carnac
Steinreihen, Menhire und Dolmen, Historisches in der Bretagne
Von Carnac sind es zum geplanten Tagesschluss-Hotelpunkt in Nantes-Rezé an der Loire noch etwa 200 km. Längst ist das Wetter aber wieder dicht bewölkt und wechselhaft geworden. Der geplante Stopp im Seebad La Baule entfällt nicht nur deshalb, sondern auch wegen fortgeschrittener Zeit spontan. Mit La Baule wollte ich mir den Ort angesehen haben, in dem der deutsche Schriftsteller und Kriegsberichter Lothar-Günther Buchheim eine Zeitlang gelebt hat und in dem Teile seiner Romane „Das Boot“ und „Die Festung“ angesiedelt sind. Auf dem Weg nach Nantes überquere ich bei La Roche Bernard auf einer fotogenen Hängebrücke den Küstenfluss Vilaine.
La Roche-Bernard, Hängebrücke über den Fluss Vilaine
Ausblick von der Hängebrücke auf den Fluss Vilaine
Mein (Solo-)Valentinstag klingt dann inmitten verliebter und hungriger Pärchen in einem hübschen Restaurant an der Loire aus: In Rezé-Trentemoult (Empfehlung der jungen Hotel-Rezeptionistin). Alle Lokale waren aber reserviert und voll – ich kriegte im vierten Restaurant endlich einen allerletzten Platz: La Guinguette – war sehr lecker! Und auch für einen Single richtig nett.
Solo Valentinsabendessen in Nantes/Rezé-Trentemoult