Vorgestern noch Bordeaux und Atlantik, dann die Garonne hoch bis Toulouse, geht es heute flussnah von Albi am Tarn über das Städtchen Rodez (am Tarn-Nebenfluss Aveyron) zur Brücke bei Millau. Mit dem Tagesziel Montpellier erreiche in nach gut 250 km Tagesstrecke das Mittelmeer.
Mein Tag beginnt mit dem Besuch des sehenswerten Toulouse-Lautrec-Museums in Albi. Es lohnt sich sehr! Und draußen ist es noch diesig und 3°C februarfrisch.
Meine gemütliche Weiterfahrt zur Riesenbrücke in Millau unterbreche ich nach 70 km im Aveyron-Ort Rodez, ein Städtename, der mir zuvor, ich bekenne es, kaum etwas gesagt hat, aber ich las von der über 40-jährigen Städtepartnerschaft mit Bamberg in Oberfranken. Und die suchen sich gewiss was Passendes aus. Stimmt!
Rodez zählt etwa 24.000 Einwohner, ist Verwaltungssitz des Départements Aveyron, und lädt mit einer hübschen kleinen Altstadt rund um die Kathedrale Notre-Dame zum Bummeln ein. Zumal wenn, wie inzwischen, voll die Sonne scheint.
Blick über die kleine Stadt Rodez
Schönes Haus in der Altstadt von Rodez
Die Kathedrale Notre-Dame in Rodez
Der filigrane Turm der Kathedrale von Rodez
Die Landschaft entlang der N88 Richtung Millau wird nun immer „grüner“, obwohl noch winterlich grau, aber hier dominiert die Landwirtschaft und es geht stetig bergan auf 600, 700, 800, ja bis 909m über dem Meeresspiegel am Col St. Rome de Dolan. Obwohl seit Rodez ohne Pause die Sonne scheint, kommt hier oben das Thermometer gerade mal auf 9°C.
Unterwegs entlang der N88 bei Montrozier
Dorf an der N88
Unterwegs entlang der N88, Gutshaus in Varès
An der Passhöhe des 909 Meter hohen Col de St. Rome de Dolan
Schneereste am Col de Saint Rome de Dolan
Und gleich nach dem Col wird man für jeden Reisekilometer weiter belohnt: Die Gorges du Tarn. Ein wahres Naturschauspiel! Mit Blickwinkeln, die einen alle 500m anhalten lassen… wenn man nicht noch im Hellen bis zur Brücke von Millau möchte.
Straße durch die Tarn-Schlucht
Ausblick in die Gorges du Tarn
Ort mit einer Brücke über den Fluss in der Schlucht des Tarn
Blick entlang der Schlucht des Flusses Tarn
Und so wie die Bilder von Henri Toulouse-Lautrec mich morgens begeistert haben, die Tarn-Schluchten am Nachmittag, so stockt einem der Atem beim Anblick dieser gewaltigen Brücke!
Ein atemberaubendes Bauwerke, das Viadukt von Millau
Highlights in so unterschiedlicher Weise, wie man sie nur selten an so kurzer Tagesstrecke zusammen erlebt, zumal es von Millau bis ans Mittelmeer in die schöne Stadt Montpellier nur noch wenig mehr als 100 km sind. Als ich ankomme, ist es schon richtig dunkel, aber noch milde 12°C.
Nach der gestern (an Rosenmontag) längsten Tagesetappe mit 500 km von Bordeaux über Arcachon und „beinahe“ Biarritz nach Toulouse, folgte heute die kürzeste: 75 Autokilometerchen von Toulouse nach Albi.
Beide Städte gehören zur Region Midi-Pyrénées, wobei Toulouse im Département Haute-Garonne (am gleichnamigen Fluß Garonne) und Albi im Département Tarn am gleichnamigen Fluss Tarn liegt. Toulouse ist sowohl Metropole der Gesamtregion als auch seines Départements, zählt heute nahezu 450.000 Einwohner und ist damit rund neun Mal so bevölkerungsstark wie Albi. Toulouse war bereits im Mittelalter Hauptstadt der gesamten Region Okzitanien und bis zur französischen Revolution der Provinz Languedoc.
Toulouse liegt nahezu auf halber Strecke von Montpellier am Mittelmeer nach Bordeaux am Atlantik und wird reizvoll durch den Canal du Midi mit beiden Meeren verbunden. Und die in den Pyrenäen entspringende Garonne (insg. 647 km) verbindet Toulouse und Bordeaux ebenso.
Toulouse ist ebenso historisch wie modern und quicklebendig, denn die Stadt zählt nach Paris Frankreichs größte Studentenschar. Dies kann man im Citybereich anhand entsprechend „junger“ Geschäftsangebote in Zahl und Struktur auch sofort erkennen, von Gastronomie bis Mode & Co. Auf den nächsten „Primark-Megastore“, der 2016 einen derzeit hässlichen großen Leerstand in der Innenstadt wieder beleben wird, freut sich gerade die weibliche Jugend bereits heute. Toulouse beschreiben ohne Airbus zu nennen, wäre aber allemal ein Fauxpas, schließlich hat das Unternehmen in Toulouse seinen Firmensitz. Aufgrund des in Toulouse seither prägenden Ziegelsteinbaus mit entsprechender Farbdominanz wird die Stadt übrigens auch „la ville rose“ genannt, was sich auf einigen der Fotos gut nachvollziehen lässt.
Toulouse, Brücke über den Fluss Garonne
Straße am Ufer der Garonne in Toulouse
Das Rathaus von Toulouse
Statue zu Ehren von Jeanne d’Arc in Toulouse
Wochenmarkt in Toulouse
Marktstand auf dem Wochenmarkt von Toulouse
Chocolatier in der Innenstadt von Toulouse
Bekleidungsgeschäft im Zentrum von Toulouse
In Toulouse eröffnet 2016 ein Primark
Häuser im Zentrum von Toulouse
Gasse in der Altstadt von Toulouse
Die Basilika Saint Sernin in Toulouse
Dominikaner-Klosterkirche Les Jacobins in Toulouse, das erste Dominikanerkloster überhaupt (Baubeginn 1215). Hier befindet sich auch die Grabstelle von Thomas von Aquin
Viel, viel kleiner als Toulouse hat aber auch Albi, und das nur 75 km entfernt, sehr Reizvolles zu bieten! Manch guter Freund empfiehlt den Besuch dieser historischen Stadt am Tarn sogar als „Schönste Stadt Frankreichs“ (Zitat eines intensiven Frankophilen).
Selbst wer wie ich, obwohl gleichfalls viel in Frankreich gereist, diese malerische Stadt (durch welche Umstände auch immer) bisher noch nicht besucht hat, hat ihren Namen zuvor gewiss oft vernommen, ich zum Beispiel (lang, lang ist es her) im Geschichtsunterricht: Die Albigenserkriege. Wer Details möchte, möge bitte googlen.
Und natürlich wollte ich in Henri Toulouse-Lautrecs Geburtsstadt seinen ausgestellten Werken (m)einen Besuch abstatten, an diesem Dienstag! …der aber für ein solches Museum leider kein Dienst-Tag ist: Musée fermé! Oh, weh! Ich werde es morgen noch zusätzlich mit einplanen und anderes ein wenig verschieben.
Und selbst im Ort wird man allerorten von Henri begleitet. So stand an einem Schaufenster schön von Hand geschrieben Toulouse-Lautrecs Satz: Elle est si grande et belle et moi je ne suis pas ni grand ni beau.
Schaufenster in der Innenstadt von Albi mit Toulouse-Lautrecs Satz: Elle est si grande et belle et moi je ne suis pas ni grand ni beau.
Restaurant in der Altstadt von Albi
Häuser in der Altstadt von Albi
Kleines Tor in der Altstadt von Albi
Blick über den Fluss Tarn auf einen Teil von Albi
Am Flussufer in der Altstadt von Albi
Albi, Eingang zum Museum Toulouse-Lautrec
Straßencafé in der Altstadt von Albi
Turm der Kathedrale von Albi
Rückseite der Kathedrale Sainte-Cécile in Albi
Blick durch die Straßen von Albi Richtung der Kathedrale Sainte-Cécile
La Carnaval d’Albi
Auch in Albi feiert man Karneval
Spaß für Kinder beim Karneval von Albi
Obwohl Albi nur rund 50.000 Einwohner hat, ist ist die Stadt übrigens Sitz eines Erzbischofs, seit den Jahr 2010 ist ein Teil der Altstadt rund um das Bischofsviertel auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.